Die Kirche von Alatornio

Kirkonmäentie 85, 95450 Tornio

Das kirchliche Leben begann an der Mündung des Tornio-Flusses schon verhältnismässig früh. Sein Zentralort wurde die Insel Pirkkiö. Der Name Pirkkiö stammt von den Birkaleuten her, welche die Insel als ihren Stützpunkt für ihre nach Lappland gerichteten handels- und Besteuerungsfahrten benutzten.

Man sagt, dass die erste aus Holz gebaute Kirche der Insel schon aus dem Jahre 1316 stammt. Die christliche Gemeinde, die an der Mündung des lachsreichen Tornio-Flusses entstand, schien von Anfang an die Leiter der Kirche zu interessieren. Dieses wird unter anderem dadurch bewiesen, dass der Erzbischof von Upsala Nikolaus Hemming und der Bischof von Turku Hemming im jahre 1346 eine mühevolle Reise nach dem Norden machten, um den Tornio-Friedhof einzuweihen, die Heiden der neuen Gemeinde zu taufen und vor allem sich über die Verteilung des Lachs-Zehnten zu einigen. Über den Letztgenannten kam man erst im Jahre 1374 zu einer Übereinkunft, wobei die Grenze zwischen den beiden Bistümern längs dem zwischen den Kemi- und Kaakama-Flüssen verlaufenden, wie ein Bach beschaffenen Raja-Fluss gezogen wurde. Gemäss dem Übereinkommen wurden dann die Lachs-Zehnten vom Kemi-Fluss nach Turku und diejeningen des Tornio-Flusses nach Upsala gesandt.

Die Gemeinde Tornio erstreckte sich im Torniotal auf der finnischen und schwedischen Seite weit nach Norden. Sie war urspünglich eine Kapellengemeinde von Luleå und gehörte zum Bistum Härnösand. Die kirchlichen Verhältnisse dieses ausgedehnten Gebiets begann Gustav Wasa dann im Jahre 1530 zu ordnen. Jedoch wurde erst im Jahre 1606 das Kirchspiel Tornion in seiner Gesamtheit aufgeteilt. Damals wurde Särkilahti-, d.h. Ylitornio-Kirchspiel von Tornio abgetrennt, und an der Mündung des Tornio-Flusses wurde Alatornio gebildet. Tornio wiederum wurde eine Stadtgemeinde, und sie erhielt die Stadtrechte mit Gustav II Adolfs Privilegium vom Jahre 1621. Tornio war eine Kapellengemeinde von Alatornio bis zum Jahre 1896.

Die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse des Torniotales wurde im 18. Jahrhundert fortgesetzt. Der nördliche Teil von Alatornio wurde im Jahre 1745 zur Kapellengemeinde Karungi gemacht und erhielt einen eigenen Pastor im Jahre 1782. Sie wurde  die Karl-Gustav-Gemeinde genannt. Als der Ylitornio-Gemeinde unterstellt wurden die Kapellen Hietaniemi, Pajala und Munio betrachtet. Tornio-Lappland wurde in die Gemeinden Jukkasjärvi, Enontekiö und Kautokeino aufgeteilt. Alle Vorerwähnten gehörten zum Bistum Härnösand, während dagegen das im Jahre 1747 selbständiges Kirchspiel gewordene Utsjoki und das damit zusammenhängende Inari zum Bistum Turku gehörten.

Bezüglich der bauzeit der zweiten Kirche der Insel Birkala besteht keine völlige Klarheit. Laut einer Angabe wurde sie im 15. Jahrhundert erbaut, laut einer anderen im Jahre 1551. Sie war eine spätmittelalterliche Steinkirche, von der noch der östliche Kreuzarm der jetzigen Kirche vorhanden ist.

Als Urheber der Bauerbeit der jetzigen Alatornio-Kirche ist Propst Gustav Wilhelm Rydman (geb.1755, gest. 1809) anzusehen. Auf seinen Antrag wurden die Zeichnungen des Kirchenbauers Jacob Rijf gutgeheissen, gemäss welchen die Kirche dann gebaut wurde.

 Jacob Rijf wurde im Jahre 1753 im Kirchspiel Pietarsaari / Jakobstad als Sohn des Kirchenbauers Tuomas Rijf geboren. Er studierte an der im Zusammenhang mit dem Stockholmer Schloss wirkenden Maler- und Bildhauerakademie ein Jahr lang "Zivilarchitektur". Danach wurde er im Jahre 1784 zum amtlichen  Distriktbaumeister von Västerbotten erannt. Hiernach baute er in Schweden die Krichen von Bygdeå, Skellefteå und Luleå sowie in Finnland die Kirchen von Luoto, Puolanka, Himanka, Suomussalmi, Kortesjärvi, Lehtimäki, Oravais, Kemi Landgemeinde und Vimpeli. Ausserdem baute er Glockentürme, Kanzeln, Pfarrhäuser, Brücken, Windmühlen usw. Sein letzter Kirchenbau in Finnland war die Kirche von Kuopio. Ihre Bauerbeiten wurden von dem Finnischen Kriege 1808-1809 unterbrochen. Das an vielen wertvollen Leistungen so reiche Leben des Kirchenbauers Jacob Rijf endete in Schweden während des Weihnachtsfester im Jahre 1808.

Die Bauerbeiten der Alatornio Kirche begannen im Jahre 1794. nach der Mode ihrer Zeit wurde  aus ihr eine Kreuzkirche gemacht, und als Vorbild diente C. F. Adelcrantz' neuklassische Adolf Fredrik-Kirche in Stockholm. Von der in den 1550-iger Jahren erbauten mittelalterlichen Kirche erhielt man den östlichen Kreuzarm. Der Kirchenbau forderte von den Bewohnern der ganzen ausgedehnten Alatornio-Gemeinde eine intensive Zusammenarbeit. Aus den Protokollen der Kirchenversammlungen erfahren wir z.B. wie die Beschaffung von Brettern auf die verschiedenen Dörfer des Kirchspiels gemäss der Einwohnerzhal verteilt worden war. Baumaterial wurde somit von den Dörfern Ylivojakkala, Mattila, Kiviranta, Kaakama, Laivajärvi, Laivaniemi, Ala- und Yliraumo, Liedakkala, Seittenkari, Säivi, Kärbek, Vuono, Haparanda, Björkö und Puuluoto gebracht. Die Bürger von Tornio vermittelten baumaterial aus Stockholm. Die grössten Rechnungen wurden von Ratsherr Anders Rechhard und Joh. Pipping, den Kaufleuten Anders Lythraeus und Samuel Rechhard und anderen vorgelegt. Von der Fertigstellung der Kirche zeut der auf dem äusseren Giebel des westlichen Kreuzarms aufgezeichnete Satz: Erweitert unter der Regierung Gustav IV Adolf im Jahre 1797 ("Utvidgad under Gustav - IV Adolphs regering år 1797").

Der Plan für die wichtigsten Gegenstände im Innern der Kirche stammt auch von jacob Rijfs hand. Er entwarf und baute die Kanzel welche jetzt einer der schönsten Teile der Kirche ist. Gemäss seinen Zeichnungen wurde auch der Altar gebaut.

Das Altargemälde "Jesus am Kreuz" malte der schwedische Kunstmaler Karl Strömbeck im jahre 1820. Der Künstler Srömbeck erhielt seine Ausbildung an der Kunstakademie zu Stockholm, und er wurde dort im Jahre 1816 für Porträtzeichnung mit weiner Medaille ausgezeichnet.

Die Orgel welche 9 Register hat, wurde schon für die zweite Alatornio-Kirche im Jahre 1760 angeschafft. Als ihre Erbauersind Gren & Sråhle in Stockholm genannt. Die Orgel wurde in die jetzige Kirche im Jahre 1798 eingebaut.

Die Abendmahlgefässe sind von Goldschmieden in Tornio und Haparanda hergestellt. In Tornio wurde etwa un die Mitte des 18. jahrhunderts eine Goldschmiede-Zunft gegründet. Die Arbeiten der Goldschmiede von Tornio wurden wegen ihrer Originalität gerühmt. Die älteste Weinkanne von Alatornio stammt aus dem Jahre 1707. Zu den angesehensten Goldschmieden zählten Nils Frantzleben, Jonas Bäckman, J.O. Molnberg und N.P. Forsberg.

Die Zahl der Kirchenglocken ist zwei, eine von ihnen wurde schon im Jahre 1724 angeschafft. Sie wurde von Gerh. Meijer in Stockholm im Jahre 1747 neu gegossen. Die Keinere Glocke ist von Gerhard Horner in Stockholm im Jahre 1824 gegossen.

Der Grabstein von Johannes Wargius befindet sich im östlichen Kreuzarm. Er war der Sohn von Martinus Wargius, des Pastors der Alatornio-Kirche (1624-1639).

Ein der Familie gehöriger Grabstein befindet sich im östlichen Kreuzarm. Henrik Forbus, dessen Gedenktafel unterhalb der Kanzel der Kirche angebracht ist, war Pastor der Alatornio-Kirche in den Jahren 1706-1731 und starb als Pastor von Liminga im jahre 1737.

Der älteste kronleuchter ist der letzte im nördlichen Kreuzarm. Er wurde von Henrik Ericksson und seiner Ehefrau Brita Isakstochter im Jahre 1687 geschenkt. Henrik Ericksson liess u.a. die vom Altar gerechnet zweite Ceckenbemalung in der Tornio-Kirche malen.

Das älteste Messgewand stammt aus dem Jahre 1766 und das jüngste aus dem Jahre 1850. Sie sind mit Silberbändern und -schnüren schön verziert.

Auf der Südseite des Kirchengebäudes befinden sich die Gräber der Familie Castrén. Mehrere Mitlieder dieser Familie waren Pastor in Alatornio. Ein Teil von ihnen waren bedeutende Vertreter des kommunalen und wirtschaftlichen Lebens von Alatornio.

Das Grab des in Alatornio beheimateten Künstlers Eetu Isto (1865-1905) befindet sich auf der Südseite der Kirche. Er wurde berühmt durch sein Gemälde "Angriff". Das Erinnerungsmal wurde vom Finnischen Klub in Oulu im Jahre 1936 errichtet.

Auf der Nordseite des Haupteingangs befindet sich das Familiengrab von Kommunalrat Antti Junes (1874-1863). Antti Junes wirkte als Gemeinderatsmitglied, als Volksvertreter zu wiederholten Malen im Reichstag und als Minister.

Auf der Nordseite des Kirchengebäudes befindet sich das Ehrenmal für etwa 2000 Soldaten, die auf dem Alatornio-Gebiet an den Entbehrungen während des Finnischen Krieges starben. Es wurde von der Denkmalskomission für die Kriegergräber vom Kriege 1808-1809 im Jahre 1962 errichtet.

Die Heldengräber der Krieges 1918 befinden sich nördlich von der Kirche. Das Relief des Denkmals stellt einen sterbenden Krieger dar. Es wurde von der Firma Suomen Graniitti in Tampere angefertigt. Das Denkmal wurde im Jahre 1921 eingeweiht.

Das Gebiet für die Heldengräber aus den Jahren 1939-1944 ist von Prof. Yrjö Lindegren und nach seinem Tode von Prof. Aulis Blomstedt entworfen. Der Bildhauer kauko Räike gestaltete das Grabdenkmal, welches einen Engel darstellt, der das wachsende Leben schützt. Das Ehrenmal wurde im Jahre 1959 eingeweiht.

Die letzte gründlich Reparatur und Restaurierung der Kirche wurde auf Veranlassung des Altertumsvereins Finnlands in den Jahren 1958-1959 ausgeführt. Für die sachgemässe Überwachung der Arbeiten waren Staatsarchäologe Nils Clewe und Gebäudekonservator Th. Lindqvist verantwortlich. Die praktische Arbeit führten Dekorationsmaler Fjalar Hermansson und Künstler Kauko Välke aus. Die Reparatur und Restaurierung wurden mit solcher Sorgfalt durchgeführt, dass die Kirche jetzt auch anspruchsvolle Besucher empfangen kann.

Die Alatornio-Kirche befindet sich an einem Ende des Kirchspiels. Dieses hat seinen Grund in den historischen Ereignissen des Grenzgebietes. Als nach Beendigung des Finnischen Krieges von 1808-1809 der Friede von Fredrikshamn gesschlossen wurde, wurde der Tornio-Fluss zur Reichsgrenze zwischen Finnland und Schweden. Die Kirche, die sich in der Mitte des ehemals grossen Alatornio-Kirchspiels befunden hatte, blieb nun östlich des Tornio-Flusses. Ebenso teilte die Grenze zwischen den beiden Staaten längs des ganzen Tornio-Tales die Kirchspiele, und neue Kirchen mussten auf beiden Seiten der Grenze gabaut werden, wo sie fehlten.